Rarität des Monats Januar 2026
Die Auswahl an Berlin-Filmen, die in den Kinos wie im Fernsehen läuft, wird immer kleiner. Das Filmbild der Stadt wird dementsprechend von immer weniger Werken geprägt. Und immer mehr Berlin-Filme, darunter auch bedeutende, geraten in Vergessenheit.
Deshalb und um zu zeigen, daß Berlin-Film-Katalog nicht nur auf Geld wartet, gibt es den Jour fixe des selten gezeigten Berlin-Films: Seit Juni 2012 wird jeden Monat eine Berlin-Film-Rarität präsentiert.
Am 5. Januar 2026 (Montag) um 17.30 Uhr läuft (mit einer Einführung):
Darf ich sie zur Mutter machen? (Mehrmals täglich)
BRD 1968/1969 – 91 Min. (2482 m) – 35 mm (1:1,66) – Schwarzweiß
Regie: Ralf Gregan. Drehbuch: Ralf Gregan, Dieter Hallervorden. Kamera: Michael Ballhaus. Musik: Rolf Bauer. Ton: Hans-Dieter Schwarz, Herbert Henke. Schnitt: Sigrun Jäger. Ausstattung: Klaus Meyenberg. Maske: Gardi Deppe. Garderobe von Herrn Hallervorden: Fa. Selbach, Berlin, Kurfürstendamm. Kameraassistenz: Klaus Jahnel, Charles Völsen. Regieassistenz: Ulf Borchert. Produktionsassistenz: Rudolph Hertzog jr. Herstellungsleitung: Dr. Klaus Riccius.
Darsteller: Dieter Hallervorden (Ulrich Vogler), Dieter Hallervorden jr. (Dieter), Rotraud Schindler (Ursula Kölling), Rolf Bauer (Lothar Schott), Editha Horn (Annemarie Schwenkhaus), Heidrun Kussin (Iris Hauser), Helga Ballhaus (Monika Deisberg), Helga Schlack (Frau im Chinarestaurant), Günter Glaser, Marina Lorendt, Hans O. Rombach, Jutta Simon (Frau von Stegmann), Guido Weber (Kaufhausleiter), Ethel Reschke (Frau Krause), Ursula Kessler, Bruno Hampel (Taxifahrer), Chris Palm, Gerhard Konzack, Ilse Bars, Wolf Schlamminger, Waltraud Habicht.
Eine Produktion der CID Film Berlin. Produktionsleitung: Wilmar R. Guertler.
Erstverleih: Eckelkamp.
Uraufführung: 28. Februar 1969.
Ulrich Vogler braucht eine Frau. Ganz dringend. Denn sonst nimmt dem Allein
erziehenden das Jugendamt den kleinen Sohn weg. Also begibt sich der nicht mehr ganz junge Student im West-Berlin des Jahres 1968 auf die verzweifelte Suche nach einer möglichen Stiefmutter, wobei ihm nicht nur seine eigene Ungeschicklichkeit und zuweilen Schüchternheit im Wege stehen, sondern auch, daß er von einer Anforderung an die neue Ehefrau nicht lassen möchte: Sie muß Königsberger Klopse kochen können.
Dieter Hallervorden war, als er 1968 seinen (abgesehen von einer Komparsenrolle) ersten abendfüllenden Spielfilm drehte, in Berlin bereits bekannt – allerdings mehr als Kabarettist denn als Komiker. „Darf ich Sie zur Mutter machen?“, der zunächst unter dem Titel „Mehrmals täglich“ herauskam, steht bis heute im Schatten des nationalen Ruhms, den Hallervorden etwas später durch die Fernsehserien „Abramakabra“ und noch mehr natürlich „Nonstop Nonsens“ erwarb sowie darauf folgend durch die „Didi“-Filme, die bei den Kritikern wenig Zuspruch fanden, beim zahlenden Publikum dafür um so mehr.
„Darf ich Sie zur Mutter machen?“ ist davon noch recht weit entfernt, auch wenn sich hier bereits erste Ansätze zu jenem Hang zur Physical Comedy zeigen, mit dem Hallervorden ja bis heute zu den Ausnahmeerscheinungen in Deutschland gehört. Der Film ist vielmehr eine für die sechziger Jahre recht typische verspielte Komödie, etwas frech, etwas rasant, zuweilen grotesk und einerseits verankert in der damaligen Wirklichkeit, andererseits diese, die Logik und die Wahrscheinlichkeit auch gerne mal für Gags und Traumsequenzen verlassend.
Obwohl der mit viel Situationskomik arbeitende Streifen vordergründig ganz unpolitisch bleibt, sind zeittypisch ferner der (wie gesagt zweite) Titel, der mit der damals bereits losgebrochenen Sexfilmwelle kokettiert (ohne entsprechende Erwartungen oder auch Befürchtungen zu erfüllen) sowie die demonstrierte recht antiautoritäre Erziehung, der die tantige Vertreterin des Jugendamts (also der als böse erscheinenden Obrigkeit mit ihrer Bürokratie) gegenübersteht.
Auch für den Regisseur Ralf Gregan und den Kameramann Michael Ballhaus war dies der erste abendfüllende Kinofilm. An Hallervordens Seite spielten seine damalige Frau und Kollegin Rotraud Schindler (die dann ebenfalls durch „Nonstop Nonsens“ weithin bekannt werden sollte) sowie sein damals fünfjähriger Sohn Dieter junior. Kleine Rollen übernahmen auch Michael Ballhaus’ Frau, die Schauspielerin Helga Ballhaus, und Ralf Gregan selbst.
Wir zeigen „Darf ich Sie zur Mutter machen?“ auch als nachträgliche Würdigung des neunzigsten Geburtstag von Dieter Hallervorden, den dieser am 5. September 2025 feiern konnte, sowie in Erinnerung an Ralf Gregan, der am 6. Oktober 2025 im Alter von 91 Jahren verstorben ist
Unser Flyer zu dieser Rarität. Sie dürfen ihn gern herunterladen, ausdrucken, verteilen oder einrahmen und an die Wand hängen.
Mehr zu diesem Film hier und hier.
Ein in Deutschland schon nicht mehr für möglich gehaltener gelungener Unterhaltungsfilm, der nicht mehr will als gut unterhalten. Das gelingt ihm auch.
Evangelischer Film-Beobachter Nr. 11 vom 15. März 1969
Quellen der filmographischen Angaben: Bildformat, Erstverleih, Uraufführung: Film-Echo/Filmwoche Nr. 20 vom 8.3.1969. Länge, Filmformat, Figurennamen: https://www.filmportal.de/film/darf-ich-sie-zur-mutter-machen_210f6a224fb8460083c67c1cf7073102 (zuletzt besucht am 15.12.2025). Alle anderen Angaben: Originalvorspann.
Photos: Halliwood Film GmbH.
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