Berlin-Film-Katalog

(in Vorbereitung)

Rarität des Monats Februar 2020

Die Auswahl an Berlin-Filmen, die in den Kinos wie im Fernsehen läuft, wird immer kleiner. Das Filmbild der Stadt wird dementsprechend von immer weniger Werken geprägt. Und immer mehr Berlin-Filme, darunter auch bedeutende, geraten in Vergessenheit.

Deshalb und um zu zeigen, daß Berlin-Film-Katalog nicht nur auf Geld wartet, gibt es den Jour fixe des selten gezeigten Berlin-Films: Seit Juni 2012 wird jeweils am zweiten Montag im Monat im Brotfabrikkino eine Berlin-Film-Rarität präsentiert.

Vom 10.-12. Februar 2020 um 18 Uhr (am 10. in Anwesenheit von Ivette Löcker) lief


Nachtschichten

A 2010 – 97 Min. – HD-Video (umkopiert auf 35 mm) – Farbe

Regie, Buch: Ivette Löcker. Kamera: Frank Amann. Schnitt: Michael Palm. Ton, Sound Design: Gailuté Mikšyté. Aufnahmeleitung: Caroline Kirberg. Dramaturgische Beratung: Michael Palm, Colleen Scheepers. Herstellungsleitung: Ralph Wieser. Produktionsleitung: David Bohun. Produktionsassistenz: Katharina Meißnitzer. Trainees: Mariann Krausz, Anna Wirnsberger, Katrin Fürnkranz. Kameraassistenz: Markus Otto. Ausstattung: Gabriele Schreiner. Assistenz der Ausstattung: Andrej Trofimoff. Catering: Beate Rademacher. Color Grading: Klaus Pamminger, Mischief Films. Tonmischung: Alexander Koller, Synchro Film. Schnittassistenz: Klaus Pamminger. Kopierwerk: Listo Film. Titelgestaltung und Graphik Design: Marlies Löcker. Übersetzung: Steven Lindberg. Buchhaltung: Elisabeth Eisenwort. Versicherung: Aon Jauch & Hübener GmbH, Regine Reiger, Peter Mayr.

Dokumentarfilm mit Gihur Nesnirg, Ines Pachur, Mieko Suzuki, Marcel Exner, Dietmar Lawin. Revierförster Gatow: Matthias Eggert. „Basti“. Bundespolizei Fliegerstaffel Blumberg: Frank Altpeter, Manfred Heyer, Attila Hillebrandt. Berliner Stadtmission: Marie-Therese Reichenbach, Sandra Schönknecht. Frau Blume, Herr Eckes. Westhafen: Michael Brisewski, Andreas Christ.

Produktion: Mischief Films. Produzenten: Ralph Wieser, Georg Misch.

Uraufführung: 2. November 2010, Duisburg, Filmforum (34. Duisburger Filmwoche).


Sprayer bearbeiten Brandwände und Züge und werden mit Hubschraubern gejagt. Ein Einsamer wandert durch die leeren Straßen und spielt Basketball. Ein Obdachloser sucht einen Schlafplatz. Andere Wohnungslose werden ver­sorgt, Grundstücke bewacht, Vögel gerettet. – Berliner Nachtleben, ganz anders als man es meist zu sehen bekommt, unspektakulär, und gerade deshalb hoch­interessant: Was spielt sich eigentlich ab, wenn viele schlafen, in einer großen Stadt, die in diesem Falle Berlin ist, aber auch beispielhaft für andere steht?

„Nachtschichten“ zeigt, wie die nächtliche Metropole Schutz- und Frei­raum sein kann, aber auch ganz einfach alltäglicher Arbeitsplatz, hört den Nacht­­­­­­­­­­­­aktiven zu, wenn sie erzählen: aus ihrem Leben und was die Nacht für sie bedeutet. Die Österreicherin Ivette Löcker, die seit 2000 in Berlin lebt, drehte diesen außergewöhnlichen Dokumentarfilm vor genau zehn Jahren, im kalten und schneereichen (!) Winter 2010, und zwar ausschließlich nachts und größ­tenteils draußen. Entsprechend hohe Anforderungen stellte die Produktion an die Kameraarbeit, die Frank Amann glänzend meisterte: Ganz unaufdringlich ist „Nachtschichten“ auch eine Erkundung der verschiedenen Nuancen von Dunkelheit und dessen, was man in ihr (noch) sieht. Dementsprechend kommen der Film und seine Bilder nur im Kino richtig zur Geltung.

Was in vielen Nächten entstand, wirkt in dem Film wie Beobachtungen aus einer einzigen langen Winternacht, praktisch ohne gesprochenen Kommentar oder aufgesetzte Musik und gerade deshalb so ruhig und intensiv, wie nächtliches Leben – wenn Lichter und Geräusche stärker wirken – auch sein kann.

Von einer österreichischen Firma produziert, wurde „Nachtschichten“ 2011 bei der Diagonale in Graz (dem alljährlichen Festival des österreichischen Films) ausgezeichnet als bester österreichischer Dokumentarfilm. Dennoch fand er in der Bundesrepublik keinen Verleih, und auch an seinem Drehort Berlin ist er bislang nur ganz vereinzelt zu sehen gewesen und nicht angemessen wahr­ge­nom­men worden als einer der ungewöhnlichsten und spannendsten Berlin-Filme der letzten Jahre.


Unser Flyer zu dieser Rarität. Sie dürfen ihn gern herunterladen, ausdrucken, verteilen oder einrahmen und an die Wand hängen.

Mehr zu dem Film hier und hier. Besprechungen hier und hier.











Quelle der filmographischen Angaben: Filmformat, Filmlänge: http://www.mischief-films.com/filme/nachtschichten/credits (besucht am 20.1.2020). Bildformat: https://www.filmportal.de/film/nachtschichten_ab34f47b8f6a44e7a876d781f91f520a (besucht am 26.1.2020). Uraufführung: https://www.duisburger-filmwoche.de/festival10/programm.html (besucht am 27.1.2020). Alle anderen Angaben: Originalabspann.

Bilder: Mischief Films.