Berlin-Film-Katalog

(in Vorbereitung)

Rarität des Monats November 2021

Die Auswahl an Berlin-Filmen, die in den Kinos wie im Fernsehen läuft, wird immer kleiner. Das Filmbild der Stadt wird dementsprechend von immer weniger Werken geprägt. Und immer mehr Berlin-Filme, darunter auch bedeutende, geraten in Vergessenheit.

Deshalb und um zu zeigen, daß Berlin-Film-Katalog nicht nur auf Geld wartet, gibt es den Jour fixe des selten gezeigten Berlin-Films: Seit Juni 2012 wird jeweils am zweiten Montag im Monat im Brotfabrikkino eine Berlin-Film-Rarität präsentiert.

Nur am 8. November 2021 um 18 Uhr lief

Die große Liebe

D 1941/1942 – 100 Min. (2738 m) – 35 mm (1:1,33) – Schwarzweiß

Regie: Rolf Hansen. Buch: Peter Groll, Rolf Hansen. Idee: Alexander Lernet-Holenia. Bild: Franz Weihmayr. Bau: Walter Haag. Musik: Michael Jary. Liedtexte: Bruno Balz. Ton: Werner Pohl. Trickkamera: Gerhard Huttula. Schnitt: Anna Höllering. Choreographie: Jens Keith. Aufnahmeleitung: Alfred Henseler.

Darsteller: Zarah Leander (Sängerin Hanna Holberg), Grethe Weiser (Hannas Zofe Käthe), Viktor Staal (Oberleutnant Paul Wendlandt), Paul Hörbiger (Komponist Alexander Rudnitzky), Wolfgang Preiss (Oberleutnant von Etzdorf), Hans Schwarz jr. (Artist Alfred Vanloo), Victor Janson (Theaterdirektor Mocelli), Leopold von Ledebur (Herr Westphal), Julia Serda (Frau Westphal), Agnes Windeck (Hannas Mutter), Wilhelm Althaus (Hauptmann Becker), Gothart Portloff (Kommandeur der Fliegerstaffel), Jakob Tiedtke (Hauswart), Ilse Fürstenberg (Luftschutzwartin), Olga Engl (alte Dame in Hannas Haus), Grete Reinwald (Mutter im Luftschutzkeller), Armin Schweizer (Vater im Luftschutzkeller), Walter Lieck (Mieter im Luftschutzkeller), Hugo Froelich (Portier der „Scala“), Walter Steinweg (Inspizient der „Scala“), Erna Sellmer (Kartenabreißerin), Karl Etlinger (Mann mit Eintrittskarte), Paul Bildt (unfreundlicher Kellner), Ewald Wenck (Taxifahrer), Albert Florath (alter Straßenbahnschaffner), Henry Lorenzen (Straßenbahnfahrgast), Erich Dunskus (Mann mit Staffelhund), Hermann Pfeiffer (Konsul), Just Scheu (Alfred Vanloos Bruder).

Produktion: Universum-Film AG (Ufa), Herstellungsgruppe Werner Bolz. Herstellungsleitung: Werner Bolz.

Drehzeit: 23. September 1941 bis 18. März 1942.

Erstverleih: Deutsche Filmvertriebs GmbH.

Uraufführung: 12. Juni 1942, Berlin, Ufa-Palast am Zoo (am gleichen Tag auch Start im Germania-Palast).


Entgegen einem noch immer weit verbreiteten Irrtum sind während der NS-Zeit nur wenige abendfüllende Propagandafilme produziert worden. Wichtiger war für die Machthaber, mit Spielfilmen von der Wirklichkeit abzulenken – erst recht während des von den Nazis angezettelten Zweiten Weltkriegs.

Insofern ist „Die große Liebe“ eine Ausnahme und zugleich ein Beweis dafür, daß die sonst gescheute Darstellung der unerfreulichen Realität (natürlich in beschönigender Form) beim zeitgenössischen Publikum hervorragend ankommen konnte: Mit mehr als 27 Millionen Zuschauern allein während des Krieges gilt „Die große Liebe“ als einer der bis heute erfolgreichsten deutschen Filme aller Zeiten.

Das Erfolgsrezept war so simpel wie wirkungsvoll: Zarah Leander, damals der Superstar der Ufa, wurde hier aus den hehren Sphären der Traumfabrik mitten in den Berliner Alltag des frühen Zweiten Weltkriegs geholt. Als Revuestar Hanna Holberg sah man sie in der U- und Straßenbahn, im Luftschutzkeller, vor allem aber beim Warten auf den geliebten Mann, einen schmucken Luftwaffenoffizier, dem der Krieg wichtiger ist als sie und der für sie entsprechend wenig Zeit hat – und dies, nachdem sie schon kurz nach ihrer ersten Begegnung eine Nacht miteinander verbracht hatten, was der Film bemerkenswerterweise nicht bewertet. Dennoch kommt im Gegensatz zu diesem Draufgänger in Uniform der weichliche Pianist (und Zivilist!), der Hanna ebenfalls liebt und seit Jahren mit ihr zusammenarbeitet, für sie natürlich nicht als Lebenspartner in Frage.

Beispielhaft wurde in diesem einzigen direkten NS-Propagandafilm, den Zarah Leander drehte, die Vorstellung von einer nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ gezeigt, an den Durchhaltewillen und die Opferbereitschaft insbesondere der Frauen an der „Heimatfront“ appelliert und zugleich den Soldaten bedeutet, daß die Frauen treu auf sie warten würden.

Obwohl es sich bei „Die große Liebe“ um unverhohlene Nazi-Propaganda handelt, ist der Film frei verfügbar. Wir zeigen ihn nur einmal und natürlich mit einer Einführung.

Unser Flyer zu dieser Rarität. Sie dürfen ihn gern herunterladen, ausdrucken, verteilen oder einrahmen und an die Wand hängen.

Mehr zu dem Film hier.









Quellen der filmographischen Angaben: Regie, Buch, Idee, Bild, Bau, Musik, Ton: Originalvorspann. Uraufführung: BZ am Mittag vom 12. Juni 1942, Berliner Börsen-Zeitung (Ausgabe für Groß-Berlin) vom 13. Juni 1942 (Abendausgabe). Alle anderen Angaben: https://www.filmportal.de/film/die-grosse-liebe_d34c8c88869a4e0a9e9cb083222172bb (besucht am 24.10.2021).

Bilder: Murnau-Stiftung.